Zieht an
Professionell strenge Model-Blicke, lächelnde Designerinnen, Hunderte begeisterte Zuschauer – nach ihrem Auftakt-Erfolg bei der Techtextil-Messe 2015 zieht die zweite Ausgabe der „Innovative Apparel Show“ erneut ein großes Publikum an.
Im Rahmen der Fashion-Show präsentieren Designerinnen und Designer von vier Mode-Hochschulen aus Frankreich, Italien, Portugal und Deutschland ihre Kombi-Entwürfe aus High Fashion und technisch-textilen Materialien und Verarbeitungstechniken. Darunter Julia Groß-Müller (im Titelbild 2.v.l.) und Alina Schreiter (im Titelbild 2.v.r.), die an der Hochschule Trier Modedesign studieren. „Ich greife optische Aspekte klassischer Trachten auf, verwende aber an verschiedenen Punkten des Outfits auch Plastik, um die Recyclingproblematik des Materials zu thematisieren“, sagt Groß-Müller.
Der Ansatz von Modedesign-Studentin Schreiter war es hingegen, die Themen Natur und Architektur zu verbinden. „Das rote Obermaterial aus dünnem Wollflanell, eigentlich ein steifes Material, ist so bearbeitet, dass es sich von selbst auseinander und wieder zusammenzieht – so passt es sich dem Körper der Trägerin optimal an“, sagt Schreiter, die mit der Wabenstruktur ihres Outfits sowohl Blüten von Pflanzen als auch eine architektonische Zukunftsvision für eine platzsparende Bauweise symbolisch darstellen will.
Material-Mekka & Inspirationsquelle
Auch abseits des „Tech-Walks“ stößt man auf die Fashion-Fraktion. „Stoffe, Maschinen und Beschichtungen – die Messe ist Material-Mekka und Inspirationsquelle zugleich“, sagt die Designerin und gelernte Damenmaßschneiderin Sena Isikal von der AMD Akademie für Mode & Design in Düsseldorf. Isikal hat gemeinsam mit der Nachwuchsdesignerin Leyla Yalcin Anzüge aus versilbertem Gewebe für das Sonderareal „Living in Space“ entworfen. „Auf dem Wüstenplaneten muss Kleidung zunächst schützen, aber warum soll sie nicht auch schick sein“, sagt Yalcin zum multifunktionalen Mars-Mantel „Lift Off“, der antibakteriell wirkt, Licht reflektiert und vor elektromagnetischer Strahlung schützt.
„In einem normalen Stoffladen kommt man nicht zwangsläufig in Kontakt mit Fragestellungen und Materialien aus dem Bereich der technischen Textilien“, sagt Groß-Müller. Vor allem die Verbindung von Fashion und Technik – Stichwort „Smarte Textilien“, die leuchten, leiten, wärmen – spiele eine immer größere Rolle. „Die Menschen lassen die Technik immer weiter an sich heran, das gibt uns die Möglichkeit, völlig neue Kreationen unter Berücksichtigung technisch-textiler Aspekte zu entwickeln“, freut sich Schreiter – und setzt ihr Designerinnen-Lächeln auf.

Model kurz vor dem Auftritt: Wie war das noch gleich mit dem Lampenfieber

Gut besucht: Auch in diesem Jahr erweist sich die zweimal täglich stattfindende „Innovative Apparel Show“ als Zuschauermagnet