Wunder der Technik
Technische Textilien sind aus nahezu allen Bereichen unseres Alltags nicht mehr wegzudenken: von spezieller Outdoor- oder Schutzbekleidung über medizinische Textilien mit antibakterieller Wirkung bis hin zu flammhemmenden Bezugs- und Dekorationsstoffen sowie textilbewehrtem Beton oder großflächigen Geweben zur Dachbespannung. Allen gemein sind die technischen Funktionen, basierend auf jahrelangen Forschungen und Entwicklungen, deren Ergebnis spezielle Fasern und Garne darstellen.
Und hier stehen die Wissenschaftler, Chemiker und Textilingenieure gerade einmal am Anfang. Vor allem im medizinischen Bereich liefern „intelligente“ technische Textilien unzählige Anwendungsmöglichkeiten und Vorteile. Denkbar sind hier bereits in naher Zukunft Bettbezüge, die die Vitalfunktionen der darin liegenden Patienten überwachen und Signale senden können, sollten Unregelmäßigkeiten auftauchen. Oder Biomaterialien, die Wunden verschließen oder gar im menschlichen Körper eingesetzt werden können und nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt haben, resorbiert werden. Spezielle Textilien, die im Innenraum von Kliniken oder Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden, übernehmen bereits jetzt viele funktionelle Eigenschaften. So sorgen beispielsweise bestimmte Dekorationsstoffe für die Luftreinigung während sie gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Raumakustik ausüben.

Die funktionalen, schwerentflammbaren Textilien des Unternehmens Drapilux helfen Bewohner, Patienten und Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern vor Keimen zu schützen und die Raumakustik zu verbessern. Die Zusatzfunktion „Drapilux air“, bei der in die Textilien eingearbeitete Metallsalze die Geruchsmoleküle aufbrechen und in unbedenkliches Kohlenstoffdioxid und Wasser umwandeln, sorgen zudem für eine gute Raumluftqualität. Foto: Drapilux
Auch im öffentlichen Bereich, in Bahnhöfen, Flughäfen, Ämtern, Rathäusern oder Museen, in hochfrequentierten öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Räumen der Gastlichkeit wie Hotels oder Restaurants sind technische Textilien ein ständiger, unsichtbarer Begleiter. Pflegeleichte, reinigungsfreundliche Bezugsstoffe werden als gemütlich und ästhetisch wahrgenommen, doch sie halten höchsten Beanspruchungen stand. Dim-Out-Stoffe für Vorhänge sind im Auge des Hotelgastes ein willkommenes Werkzeug zur Verdunkelung – gleichzeitig sorgen die „versteckten“ technischen Eigenschaften für eine zusätzliche Schallabsorption und Wärmeregulierung. Und Teppiche, die durch individuelle Farbgebungen als Wegleitsystem dienen oder einfach nur Wärme und eine angenehme Atmosphäre vermitteln, können durch die eingesetzten High-Tech-Fasern luftreinigend und temperaturausgleichend wirken.
All diese Zusatzfunktionen von technischen Textilien, Garnen und Fasern bleiben im ersten Moment unbemerkt und leisten doch einen herausragenden Beitrag zu Sicherheit, Komfort und Wohlbefinden in einem Gebäude. Ebenso verhält es sich bei der Außenhülle. Technische Textilien sorgen heutzutage für automatische Beschattungssysteme, intelligente Klimatisierung und für die Einsparung von konventionellen Baustoffen wie Beton. Auch vertikale Begrünungen sind beispielsweise erst mit der Erforschung und Entwicklung technischer Textilien möglich geworden. Oder textile Mooswände, die in Großstädten für die Reduktion von Feinstaub sorgen. Leichtbaukomponenten auf Basis von technischen Textilien sind im modernen Bauwesen ebenso angekommen wie Sensor-Funktionen an Textilien in Faserverbundstoffen.

Der atmungsaktive Polsterbezugsstoff „laif VyP“ von Continental sorgt für ein Komfortplus im Objektbereich. Das innovative Hybridmaterial aus Vinyl und Polyurethan nutzt die besten Eigenschaften beider Ausgangsstoffe: die Weichheit der Oberfläche und die Langlebigkeit des Materials. Dabei werden nur Rohstoffe eingesetzt, die keine herkömmlichen Lösemittel enthalten und auf hochwertigen wässrigen PU-Systemen und Finishierungen basieren. Dafür wurde das Material mit dem „German Innovation Award – Winner 2018“ ausgezeichnet. Foto: Continental
Doch obwohl die technischen Textilien wichtige Funktionen übernehmen und die Innovation in vielen Brachen vorantreiben, bleiben sie meist auf den ersten Blick unentdeckt. Umso wichtiger, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und den Entwicklungen im Bereich der technischen Textilien zu folgen. Ein Datum, dass sich Interessierte rot im Kalender anstreichen sollten, ist der Termin der Messe Techtextil und der parallel stattfindenden Texprocess, die alle zwei Jahre die Frankfurter Messehallen mit textilen Innovationen füllen. Das nächste Mal vom 4. bis 7. Mai 2021.
Autorin: Cornelia Gross