Source: Fanatic & Sebastian Schoeffel

What’s SUP?

Es ist der heißeste Trendsport der letzten beiden Sommer: Stand-up-Paddeln, kurz: SUP. Kaum ein See oder Fluss, den die Stehpaddler nicht mit ihren Boards rauf und runter cruisen. Beim trendigen Wasserfahrspaß stets mit dabei: technische Textilien.

Der Legende nach geht Stand-up-Paddeln auf polynesische Fischer und Surflehrer auf Hawaii zurück. Letztere stellten sich mit Paddeln auf ihr Surfbrett, um einen besseren Überblick über ihre Surfschüler zu haben. In den 2000er-Jahren schwappte das Stehpaddeln dann von Hawaii aus in den Rest der Welt. Seitdem hat es sich auch auf hiesigen Gewässern zu einem eigenständigen Freizeitsport entwickelt. Viele Jahre stakten aber vor allem Hardcore-Wassersportbegeisterte mit den Paddel-Boards übers Wasser. „Zwischen 2015 und 2018 schien der Markt gesättigt, da gingen die Verkaufszahlen kaum noch in die Höhe“, sagt Daniel Aeberli, Produktmanager bei Fanatic. Der bayerische Sportartikelhersteller ist mit einem Marktanteil von zehn Prozent einer der großen Wellenreiter des Stand-up-Paddel-Trends in Europa.

Quelle Fanatic & Klaas Voget

Raus aus der Nische: Genau wie das Stand-up-Paddeln entwickeln sich technische Textilien immer wieder aus Nischen heraus zu Massenartikeln / Foto: Fanatic & Klaas Voget

Stehpaddeln statt Urlaubsflieger

Doch in den letzten beiden Sommern hat der Wind gedreht. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2020 laut Schätzungen etwa 200 000 harte und aufblasbare SUP-Boards verkauft. „Das hat viel mit dem Wetter zu tun, aber auch damit, dass Discounter wie Lidl inzwischen Paddelboards verkaufen – und natürlich mit Corona“, erklärt Aeberli den Aufwind. Zwar habe man zunächst auch bei Fanatic, wo auch Surfboards, Kite-Drachen und Neoprenanzüge gefertigt werden, die Folgen des Lockdowns deutlich zu spüren bekommen, inklusive Kurzarbeit und Lieferengpässen.

Doch ab Mai seien die Bestellungen plötzlich in die Höhe geschossen, erinnert sich Aeberli. Der Grund: Wegen der Corona-bedingten Reisebeschränkungen und der damit verbundenen Unsicherheiten verbrachten (und verbringen) viele ihren Urlaub „dahoam“ – also auch an heimischen Gewässern. Hinzu kommt: Jeder kann Stand-up-Paddeln lernen, auch ohne große Wassersportvorerfahrung. Während Anfänger es mit den bis zu fünf Meter langen Boards auf etwa 8 km/h bringen, schaffen Profis flotte 14 km/h (zum Vergleich: Fußgänger gehen etwa 5 km/h). Und ganz vorne mit dabei beim Wassersporttrend der Stunde: die technischen Textilien.

Quelle Fanatic & Thomas Marzusch

Am Stehpaddel-Boom unter Beteiligung technischer Fasern zeigt sich: Auch nach Jahrzehnten sind technische Textilien immer noch ein Trend-Material / Foto: Fanatic & Thomas Marzusch

Fasern mit Fahrspaß

So stecken in den harten Composite-SUP-Boards neben einem Styropor-Kern und Bambusholz auch Glas- und Carbonfasern. „Die in Sandwichbauweise geschichteten Faserlagen bringen Stabilität und Steifigkeit in die Boards“, erklärt Aeberli. Das sorge für ein sehr direktes Fahrgefühl. Aber auch bei den Inflatable-SUPs, den aufblasbaren Boards, setzt Fanatic auf Fasern. So bestehen die etwa acht bis elf Kilogramm schweren Inflatables aus Dropstitch. Für das Material, das auch bei Lkw-Planen zum Einsatz kommt, werden Zehntausenden feine und reißfeste Nylonfäden miteinander verwoben und abschließend mit PVC überzogen. „Dropstitch wird in einem aufwendigen Verfahren hergestellt, das viele Arbeitsschritte vereint“, erklärt Aeberli. Aber es lohne sich, denn das mache die aufblasbaren SUP-Boards leicht, formstabil und gut verpackbar. Um sich von günstigeren Anbietern abzusetzen, die ebenfalls die SUP-Trend-Welle reiten wollen, setzt man bei Fanatic ganz bewusst auf Qualität bei textilen Materialen und Verfahren, so Aeberli. „Denn wie heißt es: Pay peanuts and you get monkeys.“

Ronny Eckert

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