Wenn der Rucksack zum Helden wird
„Habe ich den Serienstart von ‚CSI: Techtextil‘ verpasst?“, wird sich der eine oder andere Leser bei Betrachtung des Bildes vielleicht fragen. Keine Sorge – es handelt sich dabei weder um eine brandneue TV-Serie noch um eine gefährliche Situation für die hier abgebildete Dame mit Rucksack. Auch wenn es das Foto nicht vermuten lässt, aber der messerschwingende Protagonist – hier in einer nachgestellten Szene – hat keine Chance, denn der Hightech-Rucksack kann sich dank innovativer Textilforschung wehren – und wie!
Die Zahlen sprechen für sich: Allein im Jahr 2012 gab es laut Polizeistatistik 117.277 Delikte im Bereich Taschendiebstahl – darunter fallen sowohl Tascheneinbrüche als auch -diebstähle. Die Aufklärungsquote liegt bei mageren 5,6 Prozent, von der Dunkelziffer ganz zu schweigen. Um nicht das Schicksal der übrigen etwa 95 Prozent zu teilen, ist also Vorbeugen angesagt – oder besser: Hochrüsten. Etwa beim abgebildeten Rucksack. Was dessen schlichte Optik nicht verrät: In seinem Inneren warten Hightech-Textilien nur darauf, beim Zerstechen ordentlich Alarm zu schlagen, um den Träger vorm Stiebitzen seiner Wertsachen zu warnen. Doch wie wird aus einem gewöhnlichen Rucksack ein Held, der Verbrechen vereitelt?
In der Sprache der Wissenschaftler des Sächsischen Textilforschungsinstituts e. V. in Chemnitz (STFI), die den Diebesschreck gemeinsam mit der go11save AG aus Erlangen entwickelt haben, klingt das so: „Entwicklung neuartiger Verbundstrukturen für Sicherheitstaschen, die im Fall eines Einschnittes Alarm auslösen, schnitthemmend sind und zusätzlich über ein Ortungssystem lokalisiert werden können“. Wir übersetzen das mal: Rucksack- und Taschendiebe, zieht euch warm an!

Haben was gegen unerwünschte Eindringlinge – neuartige textile Verbundstrukturen mit Sicherheitsfunktionen zum Einsatz in Rucksäcken, Reisegepäck, Laptoptaschen und anderen. (Copyright: STFI)
Entschließt sich ein nichtsahnender (oder von Textilforschung unbeleckter) Dieb zum unerlaubten Griff in das patentierte Privatfach auf dem Rücken, trifft er auf eine spezielle Verbund-Gewirke-Struktur. Die geschichtete Textilkonstruktion besteht aus zwei leitfähigen und schnittfesten Schichten, die auf rabiate Änderung des elektrischen Widerstands allergisch reagieren. Wird also eine Klinge eingeführt, entsteht eine elektrische Verbindung mit den leitfähigen Schichten und löst den Alarm wahlweise in einer zentralen Sicherheitsstelle oder auf einem mobilen Endgerät aus. Wir würden uns vermutlich für das Handy als Signalgeber entscheiden – und haben dafür auch schon einen passenden Alarm-Klingelton ausgesucht: „Don’t fear the Reaper“.
Ronny Eckert