The Sound of Fibers
Wie Stille klingt, weiß die Welt seit dem Song „The Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel. Ein Megahit, der es in die Liste der 500 besten Songs aller Zeiten und in die Rock and Roll Hall of Fame schaffte. Doch nicht nur Stille hat ihren Sound, auch Fasern („Fibers“) klingen. Haben sie das Zeug zum musikalischen Welterfolg?
„Das Potenzial des Klangs von Instrumenten aus Fasern ist gewaltig“, sagt Jörg Kleinalstede, Chef der mezzo-forte Stringed Instruments im nordrhein-westfälischen Werther. Das Unternehmen mit zehn Mitarbeitern fertigt Streichinstrumente für Jazzmusiker, Klassikkünstler und Orchestergräben in aller Welt. Darunter auch Kontrabässe, die mit einer Gesamtlänge von über 1,90 Metern und einem Gewicht von zehn bis zwölf Kilo zu den größten Streichinstrumenten zählen. „Kontrabässe aus Holz sind sehr empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen und umständlich zu transportieren“, so Kleinalstede.
Deshalb hat der mezzo-forte-Chef mit dem Institut für Textilforschung (ITA) der RWTH Aachen einen Faserverbundkunststoff(FVK)-Kontrabass aus Carbon entwickelt. Der so entstandene „CarboBass“ liegt mit einem Gewicht von unter zehn Kilo nicht nur deutlich unter dem seiner Pendants aus Holz. Er soll auch besser klingen: „FVK-Streichinstrumente könnten den Klang klassischer Holzinstrumente noch übertreffen“, ist sich Kleinalstede sicher. Dazu sei allerdings eine systematische Erforschung der akustischen Eigenschaften von Carbonmaterialien nötig. „Wir betreten mit jedem Instrument Neuland, denn es gibt schlicht keine Literatur dazu, wie Fasern klingen“, so Kleinalstede.
Es ist nicht das erste Mal, dass mezzo-forte ein klassisches Holzinstrument auf Carbonfasern umstellt. Bisher hat das Unternehmen etwa 1 200 solche Klangerzeuger hergestellt, darunter auch Geigen, Bratschen und Celli. Zählt man die Faserinstrumente aller Wettbewerber hinzu, kommt man auf etwa 3 000 Carboninstrumente weltweit. „Angesichts von 40 Millionen Streichinstrumenten insgesamt ist das bestenfalls ein homöopathischer Anteil“, so Kleinalstede. Noch?
Die norwegische Popband a-ha etwa tourt inzwischen mit einem Streichensemble, das auf mezzo-forte-Faserninstrumenten spielt. Auch der Gitarrist Jeff Beck lässt sich von einer Cellistin begleiten, die auf einem Carboninstrument aus Werther spielt. Beck, der hinter Keith Richards Platz 5 der aktuellen „Rolling Stone“-Liste der 100 besten Gitarristen aller Zeiten belegt, könnte sogar bald selbst von Holz- auf Fasersound umsteigen: „Die Carbon-Ukulele und -Gitarre sind so gut wie fertig“, so Kleinalstede, der noch in diesem Monat ein neues Forschungsprojekt startet, um dem „Sound of Fibers“ weiter nachzulauschen.
Hier geht’s zum Klang-Duell Holz vs. Carbon.
Titelbild (Quelle: ohne Quelle)