Textile on Mars

„(Is there) Life on Mars?“, fragte der kürzlich verstorbene Pop-Gigant David Bowie in seinem gleichnamigen Song. Aktueller Stand: Neben einigen Hinweisen auf Wasser, das vor Jahrmilliarden den Wüstenplaneten umschmeichelt haben soll, bildet zweibeiniges Leben bisher eher die Ausnahme. Kommende Marsmissionen sollen das ändern. Erste Entwürfe für die Dienstbekleidung der „Marstronauten“ gibt es schon.

Sie kommen von Textil- und Modedesignstudenten, die sich im Rahmen eines Designwettbewerbes mit der Frage befasst haben, wie die Bekleidung von Astronauten bei einer Langzeitmission zum Mars aussehen könnte – und müsste. Hintergrund bildet das Forschungsprojekt „Spacetex 2030“, bei dem die Hohenstein Institute mit der Berliner Charité, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und Schoeller Textil AG textile Materialien für den Einsatz unter Schwerelosigkeit optimiert haben, unter anderem mit Experimenten auf der Internationales Raumstation ISS.

Für Bowie vermutlich nicht extravagant genug: Die Gewinnerkluft „Nostalgia“ des „Spacetex“-Designwettbewerbs an irdischen Models (Quelle: Linda Pfanzler/HS Niederrhein)

Für Bowie vermutlich nicht extravagant genug: Die Gewinnerkluft „Nostalgia“ des Designwettbewerbs „Spacetex“ an irdischen Models (Quelle: Linda Pfanzler/HS Niederrhein)

Zur Umsetzung ihrer Ideen erhielten die jungen Kreativen Meterbahnen verschiedener High Performance-Materialien. Besondere Herausforderung: Neben funktionellen und physiologischen Aspekten, die sich aus monatelanger Schwerelosigkeit ergeben, sollten bei den Entwürfen auch gestalterische und psychologische Elemente eine Rolle spielen. „Wir mussten nicht nur den im Weltall veränderten Schweißtransport und den Knochen- und Muskelschwund berücksichtigen, sondern auch die Dauer einer solchen Mission“, sagt Linda Pfanzler. Die Masterstudentin für „Textile Produkte & Design“ belegte mit ihrem Entwurf „Nostalgia“ den ersten Platz.

Freudestrahlend: Gewinnerin Linda Pfanzler (re.) mit ihrer Dozentin Prof. Ellen Bendt, die letztes Jahr eine Produktdesign-Vorlesung zum Thema „Outer Space“ gehalten hat (Quelle: Hohenstein Institute)

Freudestrahlend: Gewinnerin Linda Pfanzler (re.) mit ihrer Dozentin Prof. Ellen Bendt, die letztes Jahr eine Produktdesign-Vorlesung zum Thema „Outer Space“ gehalten hat (Quelle: Hohenstein Institute)

Das Problem: Rückflugtickets vom Mars sind bis auf weiteres schwerer zu ergattern als Konzerttickets der britischen Sängerin Adele. Auch sprengt die reine Flugzeit mit etwa 18 Monaten – neun hin, neun zurück – jegliche Sommerferienplanung. Die Astronauten sollten also, so Pfanzler, „ein Stück Heimat auf die lange Reise mitnehmen“ können. Das Design ihrer Entwürfe (s. Foto) ist deshalb an Wolkenkratzer angelehnt (orangefarbene Streifen), soll farblich auch an Beton und an die Abendlichter einer Stadt erinnern. Die Fläche auf Brust- und Schulterhöhe kann zudem beliebig mit der Optik des Lieblingsmaterials des Trägers – Jeans, Leder usw. – bedruckt werden. Selbst eine kleine „Duft-Bibliothek“ ist Teil des Konzepts. In ihr sollen irdische Geruchserinnerungen nach Wahl gespeichert werden.

Designerin Pfanzler aus Mönchengladbach bleibt im Gegensatz zu den Marstronauten fest auf dem Boden: „Es war spannend, sich auf so realistische Weise mit dem Weltall auseinanderzusetzen. Wer interessiert sich nicht für den Kosmos? Ich will auch künftig an der Schnittstelle zwischen Funktion und Fashion tätig sein, denn ich bin mir sicher, dass diese Verbindung auch auf der Erde eine große Zukunft haben wird.“

Ronny Eckert

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