Technische Textilien vom Keller bis zum Dach

Nicht von ungefähr nimmt der Einsatz technischer Textilprodukte im Baubereich stetig zu. Je nach Anforderung lassen sich textile Werkstoffe vom Keller bis zum Dach den Normen und Bauvorschriften gemäß verarbeiten. Die Anwendungspalette reicht von spektakulären architektonischen Lösungen im Hochbau über neue Armierungsmöglichkeiten im Betonbau bis hin zum Umweltschutz im Tiefbau, wie z. B. bei Deponieabdeckungen. Immer mehr Unternehmen entwickeln in Zusammenarbeit mit forschenden Instituten und Hochschulen visionäre Konzepte zur Anwendung im Hoch- und Tiefbau.

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Skizze Feuchtigkeitssperre für Decken (Foto: CaPlast)

Beispiel Erdreich. Hier erfüllen Geotextilien die Schutzfunktion der Fußboden- und/oder Außenwandabdichtung gegen Erdfeuchte. Schließlich muss bei erdberührenden Bauteilen ein kontrollierter Wasserabfluss sichergestellt werden, um die Durchfeuchtung der Kellerwand zu verhindern. Traditionell erfolgt der Abfluss über Kiesdränagen. Diese haben den Nachteil, dass sie im Laufe der Anwendungszeit durch Erdpartikel zugesetzt werden. Das ist bei Geotextilien aufgrund ihrer extremen Wasserdurchlässigkeit und Filterwirkung nicht der Fall. Eine solche Geotextilie ist Typar von DuPont de Nemours. Sie besteht aus thermisch verfestigten, endlosen Polypropylenfasern. Bei der Extrusion entstehen haarfeine, durchgehende Fasern, die zu einem Vlies verarbeitet werden. Je nach Herstellungseinstellung lassen sich resistente Strukturen mit verschiedenen Fadenstärken und unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften herstellen.

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Skizze Dachbahn (CaPlast)

Eine Feuchtigkeitssperre für Bodenplatten gegen aufsteigende Feuchtigkeit oder auf Geschossdecken als Dampfbremse ist die dampfdichte Feuchtigkeitsbahn von CaPlast. Die mehrlagige Spezialbahn besteht aus korrosionsgeschützten Aluminiumeinlagen, die beidseitig mit einem Geovlies abgedeckt ist. Eingesetzt wird sie auch auf Betondecken gegen Restfeuchte beim Abbindeprozess. Die Bahn wird auf der sauberen Bodenfläche mit Überlappung verlegt und im Randbereich 10 cm hochgezogen. Ihre beidseitige Vliesausrüstung schützt die Bahn vor Rauigkeiten des Untergrundes. Mit der beidseitig vorhandenen Klebeausrüstung an den Bahnrändern lässt sich eine saubere und dichte Naht herstellen.

Technische Textilien können auch bei Erdbeben schützen. Bei Erdbeben bleiben meist nur Sekunden, um sicher ins Freie zu flüchten. Eine Entwicklung aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verlängert die rettende Zeitspanne, indem sie Mauern nachträglich verstärkt und Trümmer zurückhält. Die Forscher haben ein Glasfaser-Kunststoff-Gewebe mit vier Faserrichtungen entwickelt, das relativ einfach mit dem passenden Putz an der Hausfassade angebracht werden kann. Die Verstärkung soll das Einstürzen von Mauerwerk bei Erdbeben verzögern und im Idealfall ganz verhindern. Gerade bei kurzen und mittelschweren Beben kann die zusätzliche Zugfestigkeit der Glasfaserkomponente Gebäudeschäden minimieren. Sollten bei starken Beben die Glasfasern dennoch reißen, halten die elastischen Fasern aus dem Kunststoff Polypropylen die zerbrochenen Wandsegmente zusammen und somit die Fluchtwege frei.

Zusammen mit der Dr. Günther Kast GmbH & Co. KG, wurde das Hightech-Gewebe schließlich bis zur Serienreife entwickelt und vom italienischen Baustoffproduzenten Röfix in sein Sortiment aufgenommen. Langfristig sind Systeme geplant, die nicht nur für gemauerte Wände, sondern auch für Betongebäude sinnvoll eingesetzt werden können.

Beitragsbild: Quelle – KIT Fassade: Erdbebenschutzgewebe

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Geotextil für Bodendränage (Foto: DuPont de Nemours)

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