Source: Yanfeng Automotive Interiors

Stoff geben

Sitze, Airbags, Schläuche, Dachhimmel und Fußmatten beweisen: Kein Auto fährt heute ohne Fasern. Doch die Textiler wollen weiter Stoff geben: Auf der Techtextil zeigen sie neueste Materialideen und Produktvisionen für das (E-)Auto der Zukunft, darunter Bedienelemente aus Stoff, gestickte Ladespulen und Strickheizungen.

So präsentiert der Tübinger Textilzulieferer Rökona die Neuentwicklungen „Interfabrics“ und „Lumi Fabrics“. Das Unternehmen, das im Auftrag von Automobilherstellern und -zulieferern Gewirke für Dachhimmel oder Fahrzeugsäulen herstellt, will damit textile Lichteffekte und Funktionen ins Autoinnere bringen. „Im Auto sind überall Textilien, die man für Interaktionen aktivieren kann“, sagt Rökona-Geschäftsführer Arved Westerkamp. Ginge es nach ihm, sollen sich künftig Spiegel, Fenster und Beleuchtung über textile Oberflächen im Auto bedienen lassen.

Textiles Induktionsladen

Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) stellen in Frankfurt eine mit Partnern wie Daimler, BASF und Bosch entwickelte gestickte Induktionsladespule vor. Zwar ist das kontaktlose Induktionsladen für künftige Elektro- und Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge enorm wichtig, doch der nötige Platz unter den Fahrzeugen ist begrenzt. Das erschwert die Konstruktion kompakter Induktionsladesysteme mit hohen Leistungsdichten. „Wir haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich eine induktive Ladespule aufsticken lässt“, sagt DITF-Forscher Sathis Kumar Selvarayan. Auf diese Weise sollen sich komplexe und anspruchsvolle Designs platzsparend auf ein Grundgewebe applizieren lassen. Bei dem inzwischen skalier- und automatisierbaren Verfahren werden Metalllitzen aus Kupfer mit Polyesterfäden fixiert und die fertig gestickte Spule anschließend wie ein Faserverbundwerkstoff in Kunststoff eingegossen.

Induktionsspule (Quelle: DITF)

Stoff-Laden: Die textile Induktionsspule soll das „Auftanken“ von Elektroautos verbessern/ Quelle: DITF

Strickheizung für Elektroautos

Eine gestrickte Heizung für den Innenraum von Elektroautos präsentiert die Roma-Strickstoff-Fabrik Rolf Mayer aus Balingen auf der Techtextil. Verbaut in Türen, Sitzen und Fußmatten sollen Elektroautos damit effizienter und batterieschonender beheizt werden. Eine Vorstudie am Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart brachte ermutigende Testergebnisse: Mit der Strickheizung ließ sich der Energieverbrauch „bei gleichem Wärmekomfort“ um ein Kilowatt (etwa 45 Prozent) absenken oder vergleichsweise die Reichweite eines zweisitzigen Elektroautos gegenüber einem mit klassischer Gebläseheizung um 19 Prozent (nach CADC-Rural-Zyklus) erhöhen. Zwar kam das Projekt aus dem Jahr 2012 wegen fehlender Anschlussförderung bisher nicht so richtig ins Rollen, doch das ändert sich gerade: „Wir spüren ein deutlich zunehmendes Interesse an den textilen Heizelementen im Zuge der aktuellen Umbrüche in der Autobranche“, sagt Jürgen Reichart, Roma-Bereichsleiter Technische Textilien. Er will auf der Techtextil deshalb den neuesten Stand der Faserheizung präsentieren, schließlich sind „Ingenieure von Automobilherstellern und -zulieferern dort Stammgäste.“

„Fast die Hälfte der rund 1 500 Aussteller zeigen neue Produkte, Materialien, Verfahren und Forschungsergebnisse für Pkw, Nutz-, Einsatz- und Sicherheitsfahrzeuge“, sagt Techtextil-Leiter Michael Jänecke. Entwickler, Konstrukteure, Designer und Einkäufer aus dem Automobilbereich würden sich traditionell auf der Messe über Innovationen und Ideen für die Fahrzeuge von morgen informieren. Laut Industrieverband IVGT Veredlung – Garne – Gewebe – Technische Textilien gibt es in modernen Autos inzwischen über 40 textile Anwendungen. Es dürften bald noch ein paar mehr werden.

Textilschalter (Quelle: Rökona)

Stoff-Schalter: Mit smarten Stoffen sollen sich im Auto der Zukunft auch Fenster, Spiegel und Beleuchtung steuern lassen können/ Quelle: Rökona

Titelbild: Yanfeng Automotive Interiors

 

Ronny Eckert

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