Smart Textiles für Bau & Architektur

Ob als Garne mit piezoenergetischen Eigenschaften für die Gewinnung von Energiekleinstmengen in Alltagskleidungsstücken oder als Stromkraftwerke ganzer Gebäude – intelligente Textilien stehen aktuell im Mittelpunkt des nachhaltigen Entwicklungsprozesses der Textilforschung und –produktion und dürften auch in Bereichen von Architektur und Raumausstattung zukunftsweisend sein.

So plant das Architekturbüro Belatchew, einen kompletten Wolkenkratzer mit piezoelektrischen Fasern zu umhüllen, um so das Innere des Gebäudes komplett mit Strom zu versorgen. Als Inspiration dienten den Architekten trockene Schilf- oder Grashalme – so entstand der Projektname Strawscraper. Bewegen sich die Fasern im Wind, wird durch den mechanischen Druck „grüner“ Strom erzeugt – völlig geräuschlos und auch bei geringen Windstärken.

An der Kunsthochschule Berlin-Weißensee wurde im Januar 2014 die so genannte Chamäleon-Membran von Madlen Deniz vorgestellt. Diese Fassadenelemente reagieren auf Sonneneinstrahlung und können somit der Überhitzung von Räumen entgegen wirken. Die intelligente Rasterstruktur aus Nickel und Titan mit eingelagerten Pigmentzellen verschiebt sich je nach Sonneneinstrahlung und Wärmeeinfluss mit Hilfe einer Formgedächtnislegierung zueinander, verändert seine Farbe und kann so intensives Sonnenlicht nach außen reflektieren. Kooperationspartner war das Fraunhofer Institut IWU in Dresden.

Entwickler der Fudan University Shanghai versprechen sich von dünnen, lichtaktiven Fäden, die in Stoffe integriert, elektrischen Strom erzeugen können, eine größere Unabhängigkeit von der Steckdose. Möglich wird die Stromerzeugung durch einen völlig neuartigen, komplexen Aufbau der Faser mit einem Mantel aus lichtaktiven Kunststoffen. Der erzeugte Solarstrom reichte aus, um einen mp3-Player zu betreiben.

Und unter dem Namen Moss FM untersucht der Biochemiker Dr. Paolo Bombelli zusammen mit Pflanzenforscher Ross Dennis die Möglichkeit zur Stromerzeugung in Moos-Zellen. Zusammen mit der Designerin Fabienne Felder wurde ein Radio entwickelt, welches mittels des in den Moos-Zellen erzeugten Stromes betrieben werden kann. Die Versuchsanlage besteht aus zehn Schalen, in denen Moos auf einem speziellen Trägermaterial wächst. Dieses ist elektrisch leitend. Das darauf wachsende Moos erzeugt über die Photosynthese Strom, der mit speziellen Elektroden abgenommen und zum Radioempfänger geleitet wird. Der erzeugte Strom reicht aus, um 1,5 Minuten Radio zu hören.

Sascha Peters

Über Sascha Peters

Mehr zu den Autoren

Zeige alle Beiträge von Sascha Peters

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

*