Schattenspiele mit Strumpfhosen
Bereits zum 15. Mal wurde der Techtextil-Förderpreis „Textile Strukturen für neues Bauen“ an Studierende und Jungabsolventinnen und -absolventen vergeben. Manche Gewinner griffen bei der Materialwahl für ihre Entwürfe tief in den eigenen Kleiderschrank.
„Wir haben Strumpfhosen aus Nylon für unsere Verschattung verwendet“, sagt Isidora Kojovic, die oben auf dem Foto neben Nevana Jeremic (Mitte) und Masa Zujovic (links) unter ihrem Wettbewerbsentwurf zu sehen ist. Die drei Architekturstudentinnen der Universität Belgrad überzeugten ihre Professorin Jelena Milosevic bei einem akademischen Architektur-Wettbewerb mit einem halben Dutzend Gruppen aus je drei bis vier Studierenden – der Lohn war die Teilnahme am Techtextil-Förderpreis. „Daheim haben wir gewonnen – und hier jetzt schon wieder“, freut sich Nevana Jeremic. So sicherten sich die „Voro-Membrane“ der drei jungen Serbinnen souverän den 1. Platz in der Kategorie „Urban Living – Stadt der Zukunft“.
Die Jury zeigte sich nicht nur vom gelungenen Konzept beeindruckt, sondern würdigte auch die Durchgängigkeit der Entwurfsidee und die mathematische Geometriegenerierung. Denn die Voro-Strukturen wurden nicht zufällig gefunden, sondern nach den räumlichen Gegebenheiten am Anwendungsort mathematisch abgeleitet. „Unsere Aufgabe war es, neue Strukturen für einen Flur an unserer Uni zu konstruieren“, erklärt Masa Zujovic. Fenster, Türen, Lampen und (ausschließlich) bereits vorhandene Befestigungsmöglichkeiten dienten dabei als hilfreiche „Hindernisse“, um in der Kombination aus mathematischen Minimalabstandsprinzipien und cleverer Formfindung das besondere (Strumpfhosen-)Spiel aus Licht und Schatten zu kreieren. Die drei Gewinnerinnen wollen auch künftig mit textilem Material arbeiten: „Damit hat man einen unglaublich großen und kreativen Gestaltungsspielraum“, sind sie sich einig.
Kunsthochschule Weißensee, schon wieder!
Da scheint sich was zu verstetigen: Bereits vor zwei Jahren sahnten Studierende der Weißensee Kunsthochschule Berlin (KHB) beim Förderwettbewerb ab. In diesem Jahr gewann KHB-Studentin Rebecca Schedler mit ihrem Wandsystem „Airdapt“ den ersten Preis in der Kategorie Mikro-Architektur. Ihr Trennwandmodul aus Polyester-Akustikfilz öffnet und schließt sich pneumatisch. „Einige der Prinzipien habe ich mir bei der Natur abgeschaut“, sagt Schedler. So gleiche der Öffnungs- und Schließmechanismus jenem der Venusfliegenfalle: Strömt Luft ein, klappen die Flügel der kleinen Ellipsen zusammen; wird Luft abgelassen, öffnen sie sich wieder. Die „Venusfliegenfallen-Wand“, die erhofft ohne fleischige Beute auskommt, soll künftig zum Beispiel große Büros in kleinere Einzelräume unterteilen, die sich je nach Bedarf per Knopfdruck öffnen oder – für konzentriertes Arbeiten – schalldicht schließen lassen.

Prämierte Abschlussarbeit: Textil- und Flächendesign-Studentin Rebecca Schedler sicherte sich mit ihrer ausgezeichneten Trennwand auch gleich ihren Bachelor-Abschluss