Hochsensible textile Helfer
Was haben Medizintechnik, (Hochleistungs-)Sport und Persönliche Schutzausrüstung gemeinsam? Auf diesen Feldern werden mit hoher Innovationskraft und ebensolchen Investitionen textile Sensorik-Lösungen entwickelt, die dazu dienen, die Leistungsfähigkeit von Menschen zu erhalten, möglicherweise sogar zu steigern oder deren Abfall in gefährliche Bereiche zu vermeiden. Nicht selten halten diese Erkenntnisse später Einzug in Bekleidung für Alltag und Freizeit und kommen so einer breiteren Anwendergruppe zugute. Des Weiteren können diese textilen Sensoren auch Menschen helfen, denen die eigene Sensibilität krankheits- oder unfallbedingt abhanden gekommen ist.
Dabei beschreitet die Forschung auf dem Gebiet der Sensorik einen Weg, den man als Gegenentwurf zu den sogenannten „Wearable Electronics“ bezeichnen könnte. Dort sollen elektronische Bauteile für Kommunikation oder Entertainment so textilverträglich wie möglich in Bekleidung integriert werden. Im Bereich der Sensorik ist man hier buchstäblich sensibler. State-of-the-art sind leitende Fasern und/oder Polymere, die zur Messung in Kleidungsstücke integriert sind. Gemessen und weitergeleitet zu externen Mess- und Auswertungsstationen und/oder am Körper getragenen Aufzeichnungsgeräten kann eine Vielzahl unterschiedlicher Daten.
Da ist zunächst die Drucksensorik. Die Firma Alpha-Fit hat mit der Integration leitender und an Fadenkreuzungspunkten messender Fäden einen Strumpf entwickelt, der als Diagnoseinstrument für die Anpassung orthopädischer Schuhe für Diabetiker eingesetzt wird. Anders als bei früheren Entwicklungsmodellen ist es möglich, das Druckverhältnis und damit die relativen Druckinformationen des ganzen Fußes in der Gehdynamik in 3D zu erfassen. Mit diesen präzisen Daten kann der Orthopädieschuhmacher Schuhe anfertigen, die an den gemessen kritischen Stellen die nötige Weite und Polsterung erhalten, um die Auswirkungen des diabetischen Fußes vermeiden zu helfen.
Was Alpha-Fit hier im medizintechnischen Bereich beginnt, ist auch auf andere Anwendungen übertragbar. So würde sich beispielsweise ein Skischuh zur Anpassung anbieten. Wer selbst Abfahrtski läuft, kennt das „Leiden“, das die Füße nach mehrstündigem Sport selbst ertragen müssen. Weitere Einsatzfelder sind Druckmatten für Liegedruckmessung in Matratzen. Textile Sensoren „für guten Schlaf“ reagieren dabei auf den Härte- oder Weichegrad der Unterlage. Die Matratzenindustrie hat bereits als Entwicklungspartner Kontakt mit Alpha-Fit aufgenommen. Fahrradsättel und Rollstühle sind weitere denk- und kurzfristig umsetzbare Einsatzgebiete.
Neben der breite der möglichen Anwendungen verdeutlicht das Beispiel des Strumpfes ebenfalls, wie wichtig die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Industrie ist. Ebenfalls beteiligt an der Entwicklung war beispielsweise das Unternehmen Novanex aus Leipzig, das Alpha Fit hinsichtlich Design, Produktentwicklung, Forschung und Marketing unterstützte. Zur Zeit arbeiteten die Firmen gemeinsam an Bodymapping-Lösungen, die z. B. beim Hochleistungssport die Druckverhältnisse am Körper in der Bewegung abbilden und damit Erkenntnisse hinsichtlich unterstützender Bekleidungskonstruktionen geben können.
Beitragsbild: Quelle – Forster Rohner AG