Stab-proof bicycle panniers / Source: FKT

Hightextilien für den Arbeitsschutz: Letztlich eine Frage der Haftung

Der Protech-Bereich auf der kommenden Techtextil dürfte bei steigender Anzahl verfügbarer Produkte mit einigen Materialüberraschungen aufwarten. Seit der 2015er Messe haben gerade auch die Bereiche Berufsbekleidung und Arbeitsschutz vielfältige Impulse aus der Industrieforschung erhalten.

Einen starken Trend, der seit der letzten Techtextil 2015 besonders zum Tragen kam, benennt Stefan Schmidt vom Industrieverband Veredlung – Garne – Gewebe – Technische Textilien e.V.: „Die Erfahrungen mit Sensortechnik wie sie bei Medizintextilien und funktionaler Sportbekleidung Verwendung finden, werden zunehmend auf ihre Eignung im Arbeitsschutz untersucht.“

Smarttextiler Input kommt zum Beispiel aus dem Sächsischen Textilforschungsinstitut (STFI) und dem Institut für Textiiltechnik (ITA) der RWTH Aachen. Mit einem selbsttätig Alarm gebenden textilen Stichschutz für Transporttaschen von Fahrradboten und einem Ganzkörper-Airbag für Bauarbeiter öffnen beide Einrichtungen zugleich neue Anwenderhorizonte. Auch eine dritte Berufsgruppe – die Gilde der Taxi- und Busfahrer – kann sich auf verbesserte Schutzbekleidung freuen: eine Stichschutzjacke, die die Auswirkungen hinterhältiger Messerattacken geringhalten soll. Beteiligt an der Innovation sind Textilforscher von der HS Niederrhein aus Mönchengladbach und eine Stickerei in Rheinberg. Aktuell soll die Jacke mit einem textilen Sensor kombiniert werden, der im Fall des Falles selbsttägig einen Notruf auslöst.

IVGT-Angaben zufolge ist der Umsatz mit Arbeitsschutz und Berufsbekleidung in den vergangenen fünf Jahren in Deutschland um ca. 100 Millionen Euro auf 480 Millionen Euro gestiegen – ein Wachstumsmarkt ähnlich wie die Segmente Indutech und Mobiltech. Der Gesamtmarkt für Textilien im Anwendungsbereich Protech liegt in Europa bei knapp 700 Millionen Euro und weltweit bei über 7 Milliarden. Konservative Schätzungen gehen bei der aktuellen internationalen Marktsituation davon aus, dass weiterhin ein weltweites Wachstum um jährlich vier bis fünf Prozent zu erreichen sei.

Zurück zu den neuen Produktangeboten, die jedoch oft am Markt noch nicht angekommen sind, weil Haftungsfragen für den Versagensfall zumeist abschließend noch nicht geklärt sind. Die Folge, auf die Stefan Schmidt hinweist, sind Anwendungs- bzw. Exporthindernisse insbesondere für den US-Markt. „Hier werden derartige Produkte derzeit noch sehr zurückhaltend vermarktet“, weiß der Textilexperte. Aus diesem Grund liefen international zahlreiche Standardisierungs- und Normungs-Projekte, damit Arbeitsschutz international zur Selbstverständlichkeit wird.

Hans-Werner Oertel

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