Forschungshighlights: neuer Therapiehandschuh für Schlaganfallpatienten

Bei der Regeneration von Organen, Geweben und Knochen sind die Textilforschung und Hersteller von Spezialfasern bzw. von textilbasierten Vorprodukten aktiv beteiligt. Gesundheitsschutz als wirtschaftlicher Megatrend öffnet dem Hightech-Werkstoff Textil und dessen Verwendung in Medizin und Gesundheit Tür und Tor. Eine interessante Neuheit: Ein neuartiges textilbasiertes Produkt für Schlaganfallpatienten namens „tipstim®“.

Die Handhabung der Therapiehilfe für potenziell jeden Dritten der jährlich 270.000 neuen Schlaganfallpatienten in Deutschland ist eigentlich ganz einfach: Der Patient zieht sich den Sensorik-Handschuh über, verbindet diesen mit dem Impulsgeber und startet die Therapiesitzung ohne die sonst übliche Begleitung von medizinischem Fachpersonal selbst. Durch sensible Stimulation der Fingerspitzen werden direkt in den zugeordneten Gehirnarealen, die für die Hand zuständig sind, plastische Prozesse ausgelöst. Diese innovative Therapieform, die langwierige Trainingsprozesse erspart, eröffnet neue, effiziente, kostengünstige und für den Patienten angenehme Wege für die neurorehabilitative Therapie zur Verbesserung sensomotorischer Defizite.

2014-01-31 tipstim + glove mit Hand - copyrightDer Prototyp des Smart Textiles-Handschuhs speziell zur Therapie von Schlaganfallpatienten war 2008 in dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt Textile aktuatorische Elektroden auf der Basis von leitfähigen Garnen zur gezielten Stimulation einzelner Muskeln bzw. Muskelgruppen“ im Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland in Greiz entwickelt worden. Nach insgesamt neun Jahren Vorlauf- und anwendungsnaher Forschung, die 2001 mit der Schaffung von sensorisch textiler Fasern begonnen hatte – konnten die Entwickler mit dem Innovationspreis des Gesamtverbandes textil+mode in der Kategorie Technische Textilien erste öffentliche Erfolge feiern.

In dieser Zeit übernahm Bosana-Geschäftsführer Oliver Bona den Staffelstab. Rückblickend nennt er die vorklinischen Tests und die klinische Studie mit drei bis vier Jahren „für einen Mittelständler extrem zeit- und kostenintensiv“. Eine der weiteren Herausforderung sei die Rekrutierung von zwei Patientengruppen mit identischem Beeinträchtigungsgrad gewesen. Parallel dazu habe auch  die Weiterentwicklung des Stimulationshandschuhs (tipstim® glove) deutlich mehr Zeit als geplant in Anspruch genommen. „Über zweieinhalb Jahre hat es bis zur finalen, marktfähigen Version gedauert.“

Hans-Werner Oertel

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