Fasern im Sommerurlaub
Das Leben von Glasfasern kann anstrengend sein, wenn sie etwa Rohrleitungen verstärken oder sich in Rotorblättern drehen. Aber es kann auch ganz schön cool sein, wenn sie dort chillen, wo es bei sommerlichen Temperaturen in Badehose oder Bikini ins kühle Nass geht: in Schwimm- und Freibädern.
„Eine Wasserrutsche besteht entweder aus Edelstahl oder aus GFK, also glasfaserverstärktem Kunststoff“, sagt Hendrik Wiegand, Co-Geschäftsführer des Wasserrutschen-Herstellers wiegand.maelzer aus dem bayerischen Starnberg. Über 30 Rutschen liefert das Unternehmen, das auch Europas größte Rutschenwelt (2.500 Rutschenmeter – omg!) aufgebaut hat, jährlich aus. Seit 2006 nutzen die Rutschen-Profis für ihre Kasten-, Halbschalen- und Tunnelrutschen, von denen einige auch auf AIDA-Kreuzfahrtschiffen durch die Welt cruisen, fast ausschließlich GFK. „Das Material bietet eine große Farb- und Gestaltungsvielfalt – wir können Kurven, Start- und Zielrampen, Überlaufschutze und selbst Ampelvorrichtungen direkt ins Faserbauteil ‚hineinformen‘“, sagt Wiegand.
Kennern ist GFK ein alter Bekannter: Der leichte und kostengünstige Faserbaustoff kommt schon seit den 1950ern unter anderem im Auto-, Sportboot- und Leichtflugzeugbau zum Einsatz. „Quarzsand, Porzellanerde (Kaolin), Kalk – das sind die Zutaten für Glasfasern“, sagt Johannes Schumann, Vertriebler beim Glasfaserhersteller und Techtextil-Aussteller P-D-Glasseiden aus Oschatz in Sachsen. In einer Schmelzwanne werden die drei Ausgangsstoffe auf bis zu 1.500 Grad Celsius erhitzt, das warm-flüssige Gemisch anschließend durch Spinndüsen gepresst. An deren Ende treten die wenige Mikrometer dicken Glasfaserfäden aus, die nun zu Geweben, Matten oder Gelegen weiterverarbeitet werden. Damit die sensiblen Fasern dabei nicht brechen, kommt noch eine Imprägnierung drauf.
Aus Glasfasermatten entstehen bei wiegand.maelzer Schicht um Schicht – Harz, Matte, Harz, Matte usw. – die Rutschen-Einzelteile, die dann vor Ort beim Kunden zum GFK-Wasserspaß verbunden werden. Doch warum nicht einfach nur Kunststoff? „Da fehlt die Stabilität, die kommt erst mit den Glasfasern rein“, sagt Wiegand. Klingt nach einem stabilen Sommervergnügen.