Fasern im Beton

Brücken marode, Gebäude sanierungsbedürftig, Optik – geht so: Steht in Zeitungen etwas über den Zustand der deutschen Bausubstanz, erscheint das wirtschaftlich stärkste Land Europas bisweilen wie ein bautechnischer Pflegefall. Frage: Was tun in Sachen Neubau, Sanierung und Instandhaltung, wenn Wetter und der Zahn der Zeit unerbittlich an den Baustoffen Stahl und Beton nagen, bis diese rosten, bröckeln und instabil werden? Antwort: Pionierrolle einnehmen, forschen und entwickeln, um so eine Innovation „made in Germany“ mit dem ungewohnt klingenden Namen „Textilbeton“ als Zukunftslösung an den Start zu bringen. Zu diesem strategisch gewichtigen Thema fand kürzlich in Berlin die bundesweit erste Pressekonferenz statt.

Was ist eigentlich Textilbeton? Bei diesem innovativen Baustoff werden statt Stahl in Kunststoff ausgehärtete Textilgelege in Beton eingebracht, um Bauwerken dauerhafte Stabilität zu verleihen und die eher bescheidene Zugfestigkeit des Betons weiter zu pimpen. Kurzfassung: 2D- und 3D-Gelege aus Glas- oder Carbonfasern statt Stahl im Beton. Die sind dann nicht nur langlebig (weil korrosionsbeständig gegen Salze und Wasser), sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft aufgrund geringerer Instandhaltungskosten, höherer Energieeffizienz bei Herstellung und Transport (CO2-Einsparung) sowie materialsparend (weil deutlich weniger Beton benötigt wird) und flexibler in der Formgestaltung, weil Textilbewehrungen nun mal leichter, dünner und biegsamer sind als Stahl.

Bei der Pressekonferenz in Berlin gaben Experten aus Forschung und Praxis einen Überblick zum aktuellen Stand des Themas Textilbeton

Bei der Pressekonferenz in Berlin gaben Experten aus Forschung und Praxis einen Überblick zum aktuellen Stand des Themas Textilbeton. Quelle: Checkpoint Media

„Wir stehen vor einer faserbasierten Baurevolution mit erhofft weltweitem Echo“, betonte Dr. Klaus Jansen, Chef des Forschungskuratoriums Textil (FKT), auf der Pressekonferenz Anfang April in Berlin. Der komplette Input dafür komme aus Deutschland: Die erste allgemeine Bauzulassung für Sanierung und Instandhaltung sei nach 22 Jahren Forschungsvorlauf nun endlich greifbar; das neue Leichtbaumaterial stünde damit unmittelbar vor seiner seriellen Anwendung. Bei einem jährlichen Bauvolumen von 150 Mrd. Euro allein in Deutschland könne sich jeder das Marktpotenzial für Fasern im Beton leicht ausrechnen, wenn diese nur ein Prozent des Baugesamtvolumens ausmachen würden. Experten aus Hochschulen und Unternehmen zeigten sich während der Veranstaltungen einig: Glas- und Carbonfaserverbundstoffe haben das Potenzial, den Hoch-, Tief und Brückenbau wirklich zu revolutionieren. Quelle für Titelbild: van Stipriaan/commons.wikimedia.org Ronny Eckert

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