Fasern, die durchs Feuer gehen

Ja, es gibt sie, die richtig harten Kerle unter den Fasern, die weder Feuer noch Teufel fürchten. Sie sind der Grund, dass der Arbeiter dort oben, der beim Öffnen eines solchen Hochofens für zehn bis 20 Sekunden Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius ausgesetzt ist, noch steht statt zu schmelzen. Ihr Name: A r a m i d f a s e r n!

 

Fehlt nur noch der Helm, dann könnte es sofort an den Hochofen gehen für das Hitzeschutz-Model vom TTI-Stand

Fehlt nur noch der Helm, dann könnte es sofort an den Hochofen gehen für das Hitzeschutz-Model vom TTI-Stand

Okay, das Wort „Aramidfaser“ schreibt sich natürlich ohne Leerzeichen zwischen den einzelnen Buchstaben, das haben wir nur für den Effekt gemacht. Genau genommen ist es auch eine Abkürzung für „aromatisches Polyamid“. Aus Polyamiden, also synthetischen Fasern, werden (hier mal stark verkürzt dargestellt) unter anderem Siebe zur Flüssigkeitsfiltration in der Industrie, aber auch – manche Fasern mögen’s offenbar in jeglicher Hinsicht heiß – Nylonstrümpfe hergestellt. „Aromatisch“ bedeutet übrigens nicht, dass die hitzebeständigen Aramidfasern einen besonders beißenden, flammabweisenden Geruch hätten, sondern dient nur der Einordnung in die Stoffklasse innerhalb der organischen Chemie: den aromatischen Verbindungen, deren erstentdeckte Verbindungen wiederum tatsächlich einen aromatischen Geruch verströmten – daher der Name.

Nun ja, bevor der Beitrag zu einem Chemie-Traktat mutiert, zurück zur Aramidfaser, die über einen derart hohen Aromatenanteil verfügt, dass die Faser besonders viel Energie aufnehmen kann – Energie…Wärme…naa, fällt der (Wärme ist eine Form von Energie, die auch als thermische Energie bezeichnet wird)Groschen? „Ein Arbeiter am Hochofen ist einer Temperatur-Dauerbelastung von bis zu 400 Grad Celsius ausgesetzt“, sagt Dipl.-Ing. Stefan Griesbach, Qualitätsmanager bei der TTI Technische Textilien International GmbH, die aus den hitzeresistenten Fasern Flächengebilde herstellen, aus denen Bekleidungshersteller (auf der Messe häufig schlicht „Konfektionäre“ genannt) wiederum Schutzbekleidung zum Einsatz im Hochtemperaturbereich produzieren.

Uns wurde ganz heiß: Thematisch goldrichtig, flimmerte am Stand von Schill+Seilacher der Film „Manche mögen’s heiß“ über den Bildschirm – gut zu erkennen sind Jack Lemmon und Tony Curtis

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Doch TTI rüstet, je nach Bedarf, seine Flächengebilde auch aus, beschichtet sie beispielsweise. Eine mögliche Beschichtungsweise besteht unter anderem in der Aluminisierung der Aramidfaserflächen (s. Foto), weil sie dadurch auch mit einem Strahlenschutz ausgestattet werden, der einen Großteil der unerträglichen Hitze reflektiert. Was sich doch noch bis an den Arbeiter herankämpft, wird von den coolen, die thermische Energie absorbierenden Aramidfasern aufgefangen, die im Gegensatz zu anderen Faserarten selbst dann nicht schmelzen, wenn es richtig heiß hergeht. Und dabei sitzen sie auch noch gut: Zwar seien zwar laut Griesbach etwa Glasfasern weitaus widerstandsfähiger – bis zu 1.200 Grad Celsius – gegen Hitze, doch ihnen mangele es an Tragekomfort.

Ob die Damen und Herren von TTI an ihrem Stand J91 in Halle 3.1 des Effekts wegen einen echten Hochofen aufgebaut oder wir nur ein Bild abfotografiert haben, wird wohl nur der herausfinden, der sich auf den Weg zum Schicksalsofen macht, um den Ring in…

Ronny Eckert

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