Elektroden im Rückenband: In nur drei Jahren am Markt

Gegen alle Erfahrung hat eine Gründerfirma aus Bonn mit einem textilelektronischen Rückenband als Therapieneuheit gegen Dauerschmerzen den Beweis angetreten, dass forschungsintensive Ideen auf dem medizintechnischen Sektor nicht unbedingt acht oder zehn Jahre bis zum Produkt benötigen. „Nach drei Jahren Produktentwicklung waren wir am Ziel“, sagt Dr. rer. nat. Christian Haberlandt, bei der Bomedus GmbH in Bonn Leiter für Forschung und Klinische Studien.

Bei der Konzipierung des Erstprodukts (www.rueckenband.de) konnte das junge Medizintechnikunternehmen allerdings auch auf frühere Forschungsergebnisse des in Greiz ansässigen Textilforschungsinstituts Thüringen-Vogtland (TITV) zurückgreifen. Das Institut für Spezialtextilien und flexible Materialien, das das Bomedus-Rückenband als revolutionär neues Stimulationsverfahren auf der Techtextil vorstellt, entwickelt schwerpunktmäßig textile Mikrosystemtechnik und Smart Textiles-Lösungen, so auch leitfähige Garne und textile Elektroden.

Quelle: Bomedus

Quelle: Bomedus

Mindestens fünf Millionen Menschen leiden allein in Deutschland an chronischen Schmerzen, die vom Muskel-Skelett-System, dem Kopf- oder Tumoren ausgehen. Sie entstehen durch plastische und funktionelle Veränderungen an den Nervenzellen des schmerzverarbeitenden Systems in Rückenmark und Gehirn, der Volksmund spricht vom „Schmerzgedächtnis“. Das jetzt verfügbare Rückenband findet Anwendung u. a. bei Schmerzen durch Bandscheibenvorfall und Spinalkanalstenose. Es empfiehlt sich für betroffene Patienten ebenso wie für ärztliche oder physiotherapeutische Anwendung.

Die dem Produkt zugrunde liegende Small Fiber Matrix Stimulation wurde zusammen mit dem Uniklinikum Bonn entwickelt und nutzt Erkenntnisse und Techniken aus der Neurobiologie, um über Stromimpulse direkt auf die betroffenen Nerven das Schmerzgedächtnis schrittweise zu löschen. Der Prozess wird im Rückenband von textilen Elektroden unterstützt, die Bomedus zusammen im dem TITV für diese spezielle Anwendung entwickelt hat. Sie ermöglichen eine spezielle Stromdichteverteilung im Gewebe. Die Innovation, die in klinischen Studien mit dem Universitätsklinikum Bonn getestet und nach ISO 13485 CE-zertifiziert ist, soll in den nächsten Monaten im Produkt diversifiziert werden. Dr. Haberlandt kündigte in diesem Zusammenhang Bänder gegen Nacken-, Schulter, Knie- und Stumpfschmerzen an.

Als einer der ersten Rückenband-„Profiteure“ hat es Joachim Regenbogen mit seiner Krankheits- und Heilungsgeschichte bis zu RTL geschafft. Der Mann, der heute im Park wieder joggt, hatte trotz starker Schmerzmittel Probleme mit einem Rückenwirbel, der Schmerzen bis hinunter ins Knie verursachte. Seitdem er täglich zweimal für je 20 Minuten das Rückenband anlegt und sich in dieser Zeit dem Gefühl von tausend kleinen Nadelstichen aussetzt, ist der Schmerz durch den lindernden Strom wieder in den Hintergrund getreten. Eine Therapie mit Sport ist jetzt überhaupt erst wieder möglich.

Hans-Werner Oertel

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