Ein Hauch Couture

London, New York, Mailand und Paris – jede dieser Städte lässt sich in einem Atemzug mit der Haute Couture, also der „gehobenen Schneiderei“, nennen. Doch künftig könnte auch Frankfurt am Main zu einem Fashion-Hotspot einer ganz besonderen Art der gehobenen Schneiderkunst werden: der Haute Tech(textil).

So fand heute erstmalig hier auf der Messe die sogenannte „Innovative Apparel Fashion Show“ statt. Unter dem Motto „Textiles live on stage” präsentierten dort neben anderen auch Bachelor- und Masterstudenten des Fachbereichs Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein – mit rund 2.000 Studierenden europaweit der größte Fachbereich auf diesem Gebiet – 24 außergewöhnliche Bekleidungsmodelle, die eine beeindruckende optische Brücke schlagen zwischen (textiler) Technologie und Mode.

Die professionell auf dem Catwalk entlang schreitenden Models trugen beispielsweise ein mit einem elektrisch

Bild „Models“: Was machen Models eigentlich kurz vor ihrem Auftritt? Hätten wir uns auch denken können: Sie richten ihre Kleidung…

Was machen Models eigentlich kurz vor ihrem Auftritt? Hätten wir uns auch denken können: Sie richten ihre Kleidung…

leitfähigen Garn versehenes Kleid aus mehrlagigem Lederhybrid, das den Träger mit autarker Stromversorgung „schmückt“, ein schwarzes Abendkleid aus gebrauchten Jeanshosen, auf dem einzelne LEDs wie ein funkelnder Sternenhimmel leuchten (Publikumsreaktion: „Ahhh…“), oder einen Mantel aus Agrotextilien (s. Bild oben), die üblicherweise als Bodenabdeckungen und Schattierungsmaterialien in der Land- und Fortwirtschaft bzw. im Garten- und Landschaftsbau zum Einsatz kommen.

Julia

Hier sehen wir Masterstudentin Julia Edich an ihrem zweiten „Agro-Prunkstück“: einem Kleid, ebenfalls hergestellt aus Materialien zum Einsatz eigentlich in der Land- und Forstwirtschaft

„Agromantel“-Designerin Julia Edich, 29-jährige Masterstudentin im Bereich „Textile Produkte“ an der HS Niederrhein, hat uns ein bisschen was über ihr „Cover me softly“ genanntes Projekt verraten: „Mich hat einerseits der Trend zu voluminösen Mänteln bei den großen Modenschauen, anderseits aber auch die Schutzfunktion einer Bettdecke, in die man sich einkuscheln kann, inspiriert. Außerdem fand ich es ungemein spannend, aus einem Material, das überhaupt nicht für die Herstellung eines Kleidungsstücks vorgesehen ist, ein eben solches zu machen. Agrotextilien waren dafür perfekt: Menschen haben ja ebenso wie Pflanzen, die während ihres Wachstums oft ‚zugedeckt‘ werden, ein Schutzbedürfnis – deshalb auch ‚Cover me softly‘. Beim Menschen kommt dann natürlich noch die Optik hinzu…“

Am Ende verrät uns Julia, dass schon nach der ersten Show am heutigen Nachmittag eine Anfrage kam, ab wann der Mantel „im Laden zu kaufen“ sei. Das wird so schnell wohl nicht passieren, schließlich ist er – genau wie seine Haute-Couture-Pendants – ein Unikat. Sollte aber ein Agrotextil-Mantel-Einzelstückliebhaber Interesse an dem Mantel (ohne Model darin!) haben, kann er oder sie sich gerne bei uns melden – noch bewegt er sich nicht im obersten Preissegment luxuriöser Mode-Kreationen renommierter Modehäuser.

Die, wir führen das hier jetzt einfach mal ein, „Haute-Tech-Show“ kann noch am Dienstag und Mittwoch jeweils 11 und 15 Uhr sowie am Donnerstag um 11 Uhr besucht werden. Ob Karl Lagerfeld kommt, war bis zum Redaktionsschluss dieses Blogbeitrags nicht bekannt.

Ronny Eckert

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