Die Stadt der Zukunft
Von Los Angeles nach San Francisco in 35 Minuten. Kompetitiv zum Flugzeug, allerdings nicht in der Luft, sondern im luftleeren Raum – das ist die Vision des Hyperloop-Projekts. Dabei soll die 570 Kilometer lange Strecke in Kalifornien nur der Prototyp einer Mobilitäts-Revolution sein: Nahezu emissionsloses Reisen von Menschen und Gütern durch Röhren, die urbane Zentren verbinden. Bei der Konstruktion der durch die Röhren reisenden Kapseln, sogenannter Pods, kommt eine ganze Vielzahl von textilen Geweben und Non-Wovens zum Einsatz – ein klarer Fall für das Sonderpräsentationsareal von Techtextil und Texprocess Urban Living – City of the Future.
Noch ist das von Elon Musk initiierte Hyperloop-Projekt zwar in einer anfänglichen Planungsphase, aber schon bringt es die Phantasie und den Erfindungsgeist von Ingenieuren auf der ganzen Welt zum blühen. Forscherteams der renommiertesten Universitäten wetteifern darum, die effizientesten und schnellsten Pods zu bauen. Sie wollen beweisen, dass die Utopie von der energieneutralen Überschallreise in teilvakuumierten Röhren auf Stelzen realisierbar ist. Eines der führenden Institute für die Entwicklung der zu einem Gutteil aus textilen Geweben hergestellten Pods ist dabei die niederländische TU Delft und steuert eine ihrer Prototyp-Kapseln als Exponat zum „Urban Living“-Sonderareal von Techtextil und Texprocess bei.
Der Hyperloop ist nur eine Vision von vielen, die unser urbanes Leben im 21. Jahrhundert unter komplett neue Vorzeichen prognostizieren. Denn die Verstädterung unserer Welt schreitet voran. Global ziehen immer mehr Menschen vom Land in urbane Räume. Weltweit werden Großstädte zu Megacities. Ein Trend, der nicht aufhört, an Dynamik zu gewinnen.
Auch auf anderen Gebieten, wie der Medizintechnik experimentieren Wissenschaftler mit visionären und kontroversen Visionen für unser zukünftiges Stadtleben. Und auch hier spielen textile Entwicklungen aus den Niederlanden eine herausragende Rolle. So präsentiert das Next Nature Network im Zuge von Urban Living die Idee von artifiziellen Gebärmüttern – diese, aus textilen Geweben hergestellte Habitate könnten perspektivisch die Überlebenschancen von Frühgeborenen erhöhen.
Ein weitere Entwicklung, die unmittelbar mit dem Megatrend Urbanisierung verknüpft ist, ist die konsequente Kreislaufverwertung von Restmüll und Wertstoffen. So zeigt das Next Nature Network in einem weiteren Exponat, wie mit bio-künstlich produzierten Lebensmitteln – im konkret präsentierten Beispiel Eis aus Fleischfasern – städtischen Versorgungsengpässen begegnet werden könnte. Das niederländische Designkollektiv Envisions präsentiert in Kollaboration mit dem belgischen Kunststoffrecyclingunternehmen Eco-Oh! einen Auszug aus ihrer digitalen Datenbank experimenteller recycelter Materialien und die Plattform New Order of Fashion Mode für ein zukünftiges und nachhaltiges urbanes Leben.
Baulich umgesetzt vom niederländischen Architekturbüro Refunc zeigt die vom Stijlinstituut Amsterdam kuratierte Sonderausstellung Urban Living auf über 500m2, wie textile Innovationen schon heute menschliches Zusammenleben in urbanen Settings verbessern. Unterstützt wird das Sonderpräsentationsareal von der Creative #olland, dem sektoralen Verband der niederländischen Kreativwirtschaft. Flankiert wird der inspirierende Ausstellungsbereich von einer Material Gallery mit thematisch passenden Best-Practice-Solutions von Messeausstellern sowie dem Präsentationsareal des Studentenwettbewerbs Textiles Bauen, der unter dem gleichen Motto stattfand.
Textile Lösungen für urbane Herausforderungen: Unter dem Titel „Urban Living – City of the Future“ zeigen Techtextil und Texprocess im Foyer der Halle 4.2 vom 14. bis 17. Mai 2019 in Frankfurt am Main textile Innovationen und Konzepte zur Zukunft unseres städtischen Zusammenlebens. Insbesondere die Anwendungsbereiche Buildtech, Mobiltech, Medtech und Clothtech stehen im Mittelpunkt.
Autor: Alex Vogt (KERN)
Titelbild: TU Delft