Der smarte Touch

Mit smarten – also elektrisch leitfähigen – Textilien, die wärmen, farbenfroh leuchten, Vitalparameter überwachen oder per Bluetooth mit dem Smartphone kommunizieren, erschaffen sich die Textiler gerade ein völlig neues Anwendungsfeld – mit prognostizierten Zuwachsraten von jährlich bis zu 30 Prozent.

„Kann er ‚Okay‘ zeigen?“ – „Klar.“; „High five?“ – „Jep.“; „Auch den Mittelfinger?“ – „Mhhh, das sähe wohl nicht so gut aus.“ Geduldig beantwortet Dr. Maxime Chalou, Projektleiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Mitentwickler des smarten Handschuhs (Bild oben), jede noch so dämliche Gesten-Frage. „Im Innern stecken flexible Textilsensoren, die die Biegung der Finger und der Hand messen und diese auf den Roboterarm übertragen“, erklärt Chalou. Die Fingerübungen sehen locker aus, flexibel scheint er zu sein, der smarte Handschuh-Robo.

Kräftig zupacken (aua!) kann er außerdem – und das wird er auch müssen: Geht es nach den DLR-Forschern, soll er bei Mars- und Mond-Missionen künftig als genügsamer Aufbauhelfer als erster runter auf die unwirtliche Oberfläche. „Von einer Raumkapsel oder auch von der Erde aus können Astronauten ferngesteuert eine erste Station aufbauen“, so Chalou. Aber auch Experimente und Arbeiten an der Internationalen Raumstation ISS, etwa das Wechseln von Solarpanelen, könnte die Robo-Hand künftig übernehmen.

In der Weste was Neues
Auch eine Trucker-Weste kann ziemlich smart sein, wie Jürgen Reichart, Bereichsleiter Technische Textilien bei der Firma Roma Strickstoffe, an seinem Stand präsentiert. Gemeinsam mit dem Autobauer Mercedes hat der baden-württembergische Strickstoffhersteller, aus dessen Gestricken unter anderem Blusen, Hosenträger und Teddybären gemacht werden, eine wärmende Weste für Lkw-Fahrer entwickelt. „Der Fahrer muss für das Be- und Entladen häufig raus in die Kälte, nicht so gut für die Gesundheit, auch nicht für die Nieren“, sagt Reichart. Deshalb steckt in der Weste aus Kunststofffasern im Lendenbereich ein Polyestergestrick, in das ein leitfähiges Garn eingearbeitet ist. Per Fernbedienung lässt sich das Heizelement aktivieren – und so auf die gewünschte Wärme-Wohlfühlstufe leveln.

Smarter Stoff: Mit elektrisch leitfähigen Garnen erobern die Textiler derzeit zahlreiche neue Anwendungsfelder

Ronny Eckert

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