Das Flüstern der Fasern
Wer wissen will, wie Textilien und Vliesstoffe sich anfühlen, muss ihnen zuhören. Denn wer ihr Flüstern entziffert, kann das optimale Faser-Feel-Good-Geräusch entdecken. Die Firma Emtec Electronic zum Beispiel hört ganz genau hin.
Der Messgeräte-Hersteller aus Leipzig belieferte lange Zeit vor allem die Papierindustrie mit Messeinrichtungen, um die Weichheit von Küchen- oder Toilettenpapier zu bestimmen. Ein Kunde des Unternehmens, der neben Papier- auch Vliesstoffprodukte herstellt, gab den entscheidenden Anstoß, die Messfühler zusätzlich in Richtung Textil auszustrecken. Seit etwa zwei Jahren messen Faser- und Textilhersteller mit Emtec-Geräten nun schon Stoffe für Autogurte, Socken, Kunstleder und selbst Neoprenanzüge auf Glätte/Rauigkeit, Weichheit, Steifigkeit, Plastizität und Elastizität. „Haptik und Weichheit spielen auch bei Textilien eine große Rolle“, sagt Emtec-Bereichsleiter Stefan Rübsesam. Schließlich sitze man auf ihnen oder trage sie direkt auf der Haut; da sei es wichtig, wie sie sich anfühlen. Und um das genau zu wissen, muss man sich die Fasern anhören.
Das Faser-Feel-Good-Geräusch
Dazu wird das Material in ein Emtec-Messgerät gelegt (siehe Foto oben), das mit Rotorblättern ausgestattet ist. Eine Software hört sodann ganz genau hin, welches Geräusch die Rotorblätter hervorrufen, wenn sie über das Textil streichen. „Das funktioniert ähnlich wie ein Plattenspieler“, sagt Rübesam. Die entstehenden Töne geben Auskunft darüber, wie glatt bzw. rau die textile Oberfläche ist. Doch auch die Vibration der Rotorblätter selbst wird akustisch erfasst. Weil abstehende Fasern sie in Schwingung versetzen, sind die kleinen Schaufeln ein Indikator für das optimale Faser-Feel-Good-Geräusch: Je weicher und biegsamer ein Stoff, desto weniger vibrieren die Blätter. Wir lernen: Am besten ist es, wenn Textilien nur flüstern.
Prüfen mit Liebherr
Doch nicht nur die textile Weichheit wird genauestens erfasst. Auch über ihren Feuchtegehalt und ihre Dicke sollen Fasern Auskunft geben – etwa Messgeräten des Baumaschinenherstellers Liebherr. Das Unternehmen mit weltweit über 46.000 Mitarbeitern und mehr als 10 Milliarden Euro Umsatz (2018) präsentiert auf der Techtextil spezielle Messsysteme genau dafür. „Hersteller prüfen mit unseren Geräten zum Beispiel beschichtete Textilien auf deren Wasseranteil oder wann die optimale Beschichtungsmenge aufgebracht ist“, erklärt Laura Zell, Vertriebsmitarbeiterin Messtechnik und Sensortechnologien bei Liebherr. Die Sensoren, die den Feuchtegrad in Textilien bestimmen, sind übrigens in anderen Branchen schon gut vorgereift: Seit über 30 Jahren detektieren sie jedes Tröpfchen Feuchtigkeit beispielsweise in Sand, Reis, Margarine, Marzipan oder Tierstreu.

Kein Tropfen zu viel im Textil: Liebherr-Mitarbeiterin Laura Zell erklärt den Sensor eines Textil-Feuchtemessgeräts
Zum Titelbild: Messgeräte der Firma Emtec Electronic sind echte Faserflüsterer
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