Da beißt das Reh keine Nadeln ab

Das Sprichwort „Da beißt die Maus keinen Faden ab“ meint bekanntlich: Das ist so und nicht anders, daran ist nichts zu rütteln. Ganz ähnlich verhält es sich mit einem neuartigen, biologisch abbaubaren Verbissschutz auf Textilbasis. Mit ihm soll gelingen, dass die Tiere des Waldes nicht mehr an den für sie so schmackhaften Jungpflanzen rütteln bzw. knabbern.

Eichen, Fichten, Tannen: Wild- und Weidetiere haben diese Pflanzen besonders dann zum Fressen gern, wenn sie noch jung und empfindlich sind. Vor allem der so überlebenswichtige Terminaltrieb, der als Hauptspross eines Baumes die Richtung des Wachstums bestimmt, ist ein besonderer Leckerbissen – und somit häufig Opfer von Wildverbiss, dessen jährliche Schadenssumme allein in Deutschland auf etwa 500 Mio. Euro geschätzt wird. Ein hübsches Sümmchen. Pflanzen und Bäume werden deshalb im frühen Aufwuchs mit speziellen (Achtung, jetzt kommt unser neues Lieblingswort) F r a ß a b s c h r e c k u n g e n geschützt.

Die aber bestehen, der notwendigen Langzeitwirkung wegen, oftmals aus synthetischen Polymeren in Form von Kappen, Kronen oder Bindern, die nach Erfüllung der Schutzpflicht im Wald verbleiben, der – Grundschulwissen – ein höchst sensibles Ökosystem ist. Alternativen wie Vergrämungsmittel sind zwar schön natürlich, ihnen mangelt es jedoch an Witterungsbeständigkeit („In dürren Blättern säuselt der Wind“ oder doch der Erlkönig…) und somit langer Wirkdauer. In einem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt hat das aus 15 Unternehmen und Forschungseinrichtungen bestehende Netzwerk LanoTex deshalb nun einen biologisch abbaubaren Verbissschutz auf Textilbasis entwickelt. Er soll als sowohl ökologisch verträglicher als auch langzeitwirkender Pflanzenschutz in der Land- und Forstwirtschaft zum Einsatz kommen.

Kein Reh-Leckerbissen mehr: textiler Verbissschutz am Terminaltrieb einer nadeligen Jungpflanze

Kein Reh-Leckerbissen mehr: textiler Verbissschutz am Terminaltrieb einer nadeligen Jungpflanze

Für den „grünen“ textilen (Achtung, jetzt kommt er wieder)
F r a ß s c h u t z haben Wissenschaftler des Thüringischen Instituts für Textil- und Kunststoff-Forschung (TITK) in Rudolstadt zunächst die Wirkstoffeingabe in das Textil und deren verzögerte Freisetzung erforscht. Derweil übernahmen zwei Näh- und Strickbetriebe die Konzipierung und Herstellung der maßgeschneiderten textilen Schutzsysteme, damit sich diese in Form von kleinen Netzen problemlos und schnell an Pflanzen und Bäume bringen lassen. Erste Feldversuche in einem Forstbezirk in Sachsen an rund 500 Bäumen zeigen: Das innovative Schutztextil kann dazu beitragen, bisherige Verbissschutz-Materialen auf Basis fossiler Rohstoffe durch nachhaltige textile Lösungen zu ersetzen.
Meint: F r a ß s c h l u s s!
(Quelle: TITK)

Ronny Eckert

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