Autositze und Dachhimmel aus nachhaltigen Fasern
Nachhaltigkeit ist längst kein Trend mehr: Die Gesetzeslage fordert die Automobilindustrie heraus, innovative Recycling-Konzepte und nachwachsende Rohstoffe einzusetzen. Forschung und Industrie entwickeln deshalb neue umweltschonendere Fasern. Dabei geht es längst nicht mehr nur um die Nutzphase und den Kraftstoffverbrauch, immer intensiver wird heute der gesamte Lebenszyklus eines PKWs betrachtet. Von der Karosserie, dem Motor über die Räder bis hin zur Fußmatte – jeder Bestandteil wird genau unter die Lupe genommen.
In diesem Zusammenhang spielen Mobiltextilien eine immer wichtigere Rolle. Gemeinsam mit der Textilforschung entwickeln die Hersteller für technische Textilien innovative Fasern für die PKWs von morgen. Zwei Aspekte stehen dabei im Mittelpunkt: Recycling-Konzepte und Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Flachs und Mais. Die neuen, nachhaltigen Gewebe und Vliesstoffe kommen insbesondere im Fahrzeuginnenraum zum Einsatz.
Im Ford Fokus Electric kommt recyceltes Polyester bereits im großen Stile zum Einsatz. Ein Großteil der Sitzbezüge besteht aus Repreve, eine Faser, die aus alten PET-Flaschen hergestellt wird. Pro Innenausstattung eines Ford Focus Electric werden umgerechnet 22 Plastik-Flaschen zu Textilien verarbeitet. Das spare nicht nur die entsprechende Menge an Erdöl ein, sondern auch Energie und CO2-Emissionen.

Vom Sitz über den Teppich bis hin zu Kunststoffteilen… in immer mehr Autos sind TENCEL-Fasern zu finden. Copyright: Lenzing AG
Bei Citroën setzt man lieber auf die Natur. Seit vergangenem Jahr werden die Sitze des Citroën C4 mit Bezügen aus Tencel-Fasern bezogen. Tencel ist eine Cellulosefaser des österreichischen Faserherstellers Lenzing, die aus Holz hergestellt wird und biologisch abbaubar ist. Tencel-Typen können im Automobilbereich außer in den Geweben für Sitzbezüge auch als besonders voluminöse Fasern für Teppiche, als fasriges Pulver für Kunststoffteile und als Textilfasern für Vliese und Batterieseparatoren eingesetzt werden.
Das Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen bringt in seinem Projekt Nature Wins gleich drei nachhaltige Faktoren zusammen:
Recyclingfähigkeit, nachwachsende Rohstoffe und biologische Abbaubarkeit. Seit Januar vergangenen Jahres forscht das Institut gemeinsam mit seinen belgischen Projektpartnern, dem Forschungszentrum Centexbel und dem Sirris Leuven Composites Application lab, an einem

Quelle: RWTH Aachen
Nature Wins Modell
neuen Verbundwerkstoff, der aus PLA als Biopolymer und Flachs als Naturfaser besteht. Werden die beiden Komponenten miteinander verbunden, entsteht ein Bio-Composite mit den positiven Eigenschaften der Flachsfaser, die denjenigen von Glasfasern gleichkommen, aber weniger dicht sind. Dadurch kann bei der Weiterproduktion Material eingespart werden. Aus den Fasern können sowohl Vliese als auch Garne und Gewebe hergestellt werden. Nach eingehenden Tests wurde nun ein erster Sitz für ein F1 Racing-Car produziert. Darin kommen die Verbundstrukturen aus Flachs und PLA zum Einsatz.
Beitragsbild: Ford-Werke GmbH