Aus alt mach neu
Man musste dieses Frühjahr auf jeden Fall auf der Techtextil sein, um die Neuheiten und Innovationen der Branche zu entdecken. Auf dem Gebiet der technischen Textilien gab es aber auch interessante Beispiele dafür, wie mit alten Techniken neue Lösungen gefunden werden können.
Die alte Technik ist in diesem Fall der Schützenwebstuhl, der Anfang des 20. Jahrhunderts noch weit verbreitet war, im Laufe der Zeit aber zunehmend durch Greiferprojektile und andere moderne Webmaschinen ersetzt wurde. Die Lösung: Schützenwebstühle für schlauchförmige Schrägschnitt-Stoffe, die sich wegen der einzigartigen Ergebnisse auf einem Schützenwebstuhl ideal für Schlaucharmierungen eignen.
Wie das geht? Auf einer normalen Webmaschine werden die Stoffe mit einer 90-Grad-Falte produziert. Nach Angaben des chinesischen Unternehmens Segurmax, das auf der Techtextil ausgestellt hat, werden deren schlauchförmige Spezialstoffe zunächst genauso produziert, erhalten dann aber einen 120-Grad-Schrägschnitt um einen Endlos-Stoffstreifen zu erzeugen – daher sind sie ideal für Produkte wie Gummischläuche geeignet. Der 120-Grad-Schrägschnitt sorgt für hohe Steifigkeit des Schussfadens, was den Schlauch flexibler macht, während eine geringe Steifigkeit des Kettfadens für höhere Festigkeit sorgt.
Angesichts des Alters der traditionellen Schützenwebstühle ist es kaum verwunderlich, dass diese Produktionstechnik in der Branche nicht gerade verbreitet ist. Uwe Ostendorf, Vertreter von Segurmax in Deutschland, erklärte auf der Messe: „Heute gibt es kaum Hersteller von Schlauchwaren, weil das eine sehr alte Technik ist. In der Tat kenne ich für Schlauchwaren, wie wir sie für die Industrie herstellen, kein anderes Unternehmen, das wie wir produziert. Aber Schlauchwaren haben gegenüber „modernen“ Stoffen mehrere wichtige Vorteile. Sie werden zwar auf sehr alten Maschinen hergestellt, aber es gibt nach wie vor Stammkunden, die Lösungen wie diese für die Silikonschlaucharmierung suchen.“
Könnten Schützenwebstühle angesichts ihrer Vorteile eine weitere Verbreitung in der Branche finden? „Für diesen Webstuhl-Typ gibt es keine erfahrenen jungen Leute, die ihn bedienen können“, so Ostendorf und deutet an, dass ein „Zurück zur Zukunft“ langfristig unwahrscheinlich sein könnte.
Autor: Liam Rodden / Messe Frankfurt (HK)