Astronaut landet auf Techtextil

Der Challenger-Astronaut Prof. Dr. Ernst Messerschmid sprach heute auf der Techtextil zur wachsenden Bedeutung technischer Textilien für den Luft- und Raumfahrtsektor. Ein ECHTER Astronaut – das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und sprachen mit dem Mann, der im Weltraum war.

Prof. Messerschmid, warum sind technische Textilien interessant für die Raumfahrt?

Die Raumfahrtbranche zeichnet sich durch hohe Innovationsfreudigkeit, aber auch -notwendigkeit aus. Speziell zu neuen Materialien für Spaceshuttles, Raumanzüge und Satelliten wird ständig entwickelt und geforscht – vor allem natürlich, um die Sicherheit der Astronauten zu gewährleisten. Und es gibt da einen eindeutigen Wandel: weg von klassischen Materialien hin zur Verwendung technischer Textilien, beispielsweise Verbundwerkstoffen  aus Kohlefaser. Die Tatsache, dass technische Textilien gleichzeitig verschiedene Funktionalitäten vereinen können, also etwa elektrische, akustische und mechanische, macht sie zu hocheffizienten Wertstoffen für die Raumfahrtindustrie.

Können Sie uns einige Anwendungsbeispiele nennen?

Unzählige. Vor allem die Raumanzüge der Astronauten profitieren enorm von den Techtex-Möglichkeiten. Lachen Sie nicht, aber auch die Unterwäsche für Weltraumflüge unterliegt permanenter Forschung und Entwicklung. Dort müssen kleinste Kanäle zuverlässig Wasser transportieren, um den notwendigen Thermalausgleich zu gewährleisten, wenn Astronauten bei Außenarbeiten am Shuttle der Sonne ausgesetzt sind. Auch das Spaceshuttle muss hohe Temperaturen überstehen, vor allem beim Wiedereintritt in die Atmosphäre. Da herrschen bis zu 2.000 Grad Celsius. Die schon erwähnten Verbundwerkstoffe aus Kohlefasern halten das bis zu einer halben Stunde aus – und das ist verdammt lang. Außerdem spart man mit technischen Textilien Gewicht ein. Und weniger Gewicht bedeutet natürlich weniger Energieverbrauch.

Würden Sie sagen, dass der Bedarf an technischen Textilien noch weiter zunehmen wird?

Das ist eine beinahe notwendige Entwicklung. Sehen Sie sich die Luftfahrt an: Der A350 besteht, wenn ich mich nicht irre, zu etwa 30 Prozent aus technischen Textilien. Das ist eine Verdopplung des Anteils im Vergleich zu Vorgängermodellen. Ich bin übrigens sehr dafür, die Entwicklungs- und Forschungs-Verfahren aus der Raumfahrt umgekehrt auch für den Bereich der technischen Textilien zu nutzen, um weitere Einsatzfelder zu erschließen. In Bezug auf Innovationsfreudigkeit sehe ich durchaus Parallelen zwischen beiden Branchen.

Herr Prof. Messerschmid, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Zur Techtextil kam Prof. Messerschmid übrigens auf ganz irdische Art – er reiste mit dem Auto an.

Beitragsbild: War 1985 an Bord der US-Raumfähre Challenger im Rahmen eines von Deutschland mitfinanzierten Spacelab-Fluges im Weltraum: Prof. Dr. Ernst Messerschmid

Ronny Eckert

Über Ronny Eckert

Mehr zu den Autoren

Zeige alle Beiträge von Ronny Eckert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

*